Das wichtigste auf einen Blick
- Dein Führungsstil sollte unbedingt Deiner Führungspersönlichkeit entsprechen.
- Agile Leader sind sich der Umstände des 21. Jahrhunderts bewusst und handeln entsprechend flexibel und offen.
- Kurt Lewin unterscheidet vier Führungsstile: laissez-faire, autoritär, karitativ, kooperativ.
- Es lohnt sich vielfach, Deine Mitarbeitenden zur Eigenverantwortlichkeit anzuhalten und anzuhören.
Die VUCA-Welt der Führungskräfte
Wir bewegen uns in einer aufregenden Welt. Experten sprechen von der sogenannten VUCA-Welt. Dabei stehen, wie in jedem Akronym, die vier Buchstaben je für ein Wort.
Volatility: Mit Volatilität wird darauf hingewiesen, wie wankelmütig diese heutige Welt ist. Ein schönes Bild dafür sind Aktienkurse. Je mehr Spitzen sie aufweisen, desto volatiler der Markt.
Uncertainty: Diese Unsicherheit bezieht sich vielmehr auf die Unvorhersagbarkeit verschiedener Ereignisse. Der Ausgang ist oft nicht mehr prognostizierbar, da zwischen Start und Ende jederzeit Impulse einprasseln können. Jeder Gründer, der trotz exzellenter Idee gescheitert ist, weiß um diese Ausgangslage.
Complexity: Einfach ausgedrückt beschreibt die Komplexität, wie viele Einflussfaktoren innerhalb eines Systems wie miteinander verzweigt sind. Je mehr Abhängigkeiten und Interaktionen zwischen mehr und mehr Einflussfaktoren entstehen, desto komplexer das System. Denk nur mal an eine Facebook-Gruppe mit einer Millionen Nutzern, die alle potenziell miteinander interagieren können.
Ambiguity: Mehrdeutigkeit – ein klassisches Phänomen in der Kommunikation. Je mehr Individuen miteinander kommunizieren, desto mehr persönliche Einflüsse bekommt die Botschaft. In einer globalisierten Welt, wo ständig Kulturen aufeinandertreffen, eine stetig wachsende Herausforderung.
Neue Zeiten, neue Anforderungen
Was das nun genau mit Deinem Führungsstil zu tun hat? Alles. Denn Du als Führungskraft bist zunächst mal zu einem ökonomischen Handeln aufgefordert. Deine Ergebnisse (und die Deines Teams) müssen stimmen. Also sind volatile Märkte jeder Größenordnung ein konstantes Damoklesschwert über Deinem Kopf. Volatility betrifft Dich also direkt im Unternehmen oder indirekt über die Kaufkraft Deiner Kunden. Zudem ist auch der Arbeitsmarkt volatil und umkämpft. Der gelebte Führungsstil wird dabei häufig zum Einflussfaktor auf die Entscheidung qualifizierter Fachkräfte.
Des weiteren solltest Du als Führungskraft Deinen Mitarbeitenden zwingend einen Leitstern bieten. Diesen Leitstern bezeichnen wir bei thekey.academy als Mission. Du zeichnest ihnen also ein Bild davon, wo ihr als Organisation und als Team hin möchtet. Die Gewissheit, dass diese Mission auch noch in einem Jahr Bestand hat, kannst Du heute kaum noch gewährleisten. Du musst also auch dort flexibel auf die Umstände reagieren können. Wenn Dir die Wichtigkeit einer Unternehmensmission und -vision noch nicht bekannt sind, legen wir Dir Modul 3 unseres Interaktivlehrgangs Fachkraft für agile Führung (IHK) ans Herz.
Weiterhin kann es sein, dass Du nun rein digitale Teams führen sollst oder Dein Team aus unterschiedlichsten Fachbereichen (z.B. in Scrum-Teams) stammt. Jeder Mitarbeitende hat hierbei individuelle, von der Außenwelt geprägte Bedürfnisse und Ansprüche, denen Du idealerweise gerecht werden solltest. Außerdem kann es sein, dass Vertrieb und Produktionsketten globaler und damit komplexer werden.
Zu guter Letzt kommunizieren wir heute über verschiedenste Kanäle und über Ländergrenzen hinweg. Interkulturelle Vermittlung ist inzwischen ein ganz eigener Geschäftsbereich, wird aber von Dir als Führungskraft im Zweifel mit verlangt.
Fixed versus agiles Mindset
Halt ein, bevor Du nun das Handtuch wirfst und vor den vielschichtigen Anforderungen an eine Führungskraft zurückschreckst. Denn im Kern gilt es “nur”, Dein Mindset anzupassen. Wenn Du in gewissen Bereichen unbedingt jedes Ereignis vorhersagen musst und von jedweder Abweichung verunsichert oder gar frustriert wirst, bezeichnet man Dein Mindset dort als “fixed”, also starr. Dem gegenüber steht das agile, oder das „growth“ Mindset. In Bereichen, in denen Du akzeptierst, dass die VUCA-Welt auch Deine Welt ist, handelst Du anders. Du bist Dir bewusst darüber, dass unvorhersehbare, komplexe Ereignisse jederzeit auftauchen können, dass interkulturelle oder anderweitig zwischenmenschliche Missverständnisse ganz normal sind und dass Prozesse spontan auf alle Einflussfaktoren reagieren können müssen. Das ist das Mindset einer agilen Führungskraft in der VUCA-Welt. Du bist als Führungskraft zudem davon überzeugt, dass alles und jeder entwickelbar ist – das gilt vor allem für Deine Mitarbeitenden.
Wenn Du das verinnerlicht hast, bist Du auf einem guten Weg, eine agile Führungspersönlichkeit auszuprägen. Das richtige Mindset ist nur eines von neun Merkmalen einer Führungspersönlichkeit, die wir Dir in unserem Interaktivlehrgang nahebringen. Da Du diesen Artikel aber mit einem Ziel liest, nehmen wir nun an, Du bist bereits eine Führungspersönlichkeit, die ihren individuellen Führungsstil ausbilden will. Dazu musst Du natürlich wissen, welche Führungsstile es gibt. Bevor wir dazu kommen, sprechen wir kurz über Dein Ziel als Führungskraft.
These: Der Chef von heute will ein Leader sein
Der wohl bekannteste und erfolgreichste Feldherr aller Zeiten war Alexander der Große. Er zeichnete sich neben seinem messerscharfen Strategengespür vor allem dadurch aus, dass er in ausnahmslos jeder Schlacht, in jedem Gefecht und bei jeder steinigen Überquerung an vorderster Stelle ritt. Wo würdest Du ihn einordnen? Genau, eindeutig unten. Alexander der Große war ein echter Leader. Ihm gegenüber stehen die altägyptischen Sklaventreiber, die ebenso einen nicht unerheblichen Teil zum Erfolg ihrer Großmacht beigetragen haben. Allerdings eben durch Peitschen, auf dem Granitblock stehend, den ihre Untergebenen für sie bis zu 146 Meter in die Höhe schleppen sollten. Diese Karikatur markiert für Dich einen Scheideweg. Noch bevor wir Dir die Führungsstile nahebringen, hast Du nun sicherlich bereits eine Tendenz, mit welchem Bild Du eher assoziiert werden möchtest.
Stell Dir die Frage: Möchtest Du ein Sklaventreiber oder ein Leader sein?
Der Boss erschwert dem Team durch Druck die Arbeit. Der Leader steht allen voran und erleichtert die Arbeit.
Die wichtigsten Führungsstile nach Kurt Lewin
Vorab: es gibt unzählige Theorien und wissenschaftliche Aufarbeitungen zum Thema Führungsstil. Je nachdem, welche Metriken die Forscher als Unterscheidungsmerkmal wählen, kommen sie natürlich auf unterschiedliche Führungstheorien. Da wir bei thekey.academy vor allem Wert auf die Kultur legen und der wohl stärkste Einflussfaktor der Disziplinierungsgrad Deiner Mitarbeitenden ist, orientieren wir uns an den vier Führungsstilen nach Kurt Lewin.
Der laissez-faire Führungsstil
Er wird auch als der delegierende Führungsstil beschrieben, da Du mit dieser Art der Führung vor allem Deine Aufgaben weitergibst. Du stellst alle Arbeitsmittel bereit, definierst Deine Zielvorstellungen und beschreibst, welche Arbeitsergebnisse am Ende vorliegen sollen. Der Rest liegt voll bei Deinen Mitarbeitern. Wie sie sich während der Erledigung der Aufgaben fühlen, bekommst Du nicht mit, da Du nur möchtest, dass “die Dinge erledigt werden”.
- Die Mitarbeitenden haben volle Freiheit, ihre Aufgaben so zu verrichten, wie es ihnen beliebt. Du als Führungskraft kümmerst Dich quasi nur zu Beginn und zum Schluss der Aufgabe um deren Erfüllung.
- Nicht alle Mitarbeitenden können oder wollen mit so viel Freiraum umgehen. Außerdem kann es durchaus passieren, dass mitten im Prozess ein Weg eingeschlagen wird, der die Ergebnisse kompromittiert. Da Du aber erst zum Schluss wieder zum Zuge kommst, fällt es Dir im Zweifel viel zu spät auf.
Der autoritäre Führungsstil
Dem gegenüber steht der autoritäre Führungsstil. Du als Führungskraft behältst die Hoheit über alle Ergebnisse, gibst den Prozess eindeutig vor und kontrollierst die Einhaltung Deiner Vorgaben streng. Deine Mitarbeitenden haben keinerlei Mitspracherecht.
- Durch die klare hierarchische Trennung hast Du keine Absprachen zu treffen, keine Meinungen einzuholen und kannst Entscheidungen direkt fällen.
- Dein Team identifiziert sich nicht mit Dir, sie fühlen sich nicht einbezogen (da sie es de facto auch nicht sind) und sie arbeiten nicht eigenverantwortlich. So entgeht Dir die Chance, durch ihre Lösungswege neue Optimierungspotenziale aufzudecken.
Der karitative Führungsstil
Karitativ impliziert es bereits: Du kümmerst Dich. Das Wohl Deiner Mitarbeitenden und deren Bedürfnisse stehen an oberster Stelle – sogar über den Aufgaben. Du hörst als Führungskraft viel zu, ermutigst Dein Team, förderst individuell und regst zum eigenverantwortlichen Handeln an.
- Deine Mitarbeitenden fühlen sich wertgeschätzt und stehen voll hinter Dir als Führungskraft. Du entwickelst Dein Team weiter und im Idealfall werden sie eigenverantwortlich ihre Aufgaben ziel- und fristgerecht erfüllen - auch wenn Dir das hier streng genommen nicht wichtig wäre.
- Durch den starken Fokus auf das Mitarbeitendenwohl können Ergebnisse darunter leiden. Schickst Du zum Beispiel einen Mitarbeitenden nach Hause, weil er schlecht geschalfen hat, auch wenn morgen eine wichtige Abgabe ansteht? Ein karitativer Leader würde wohl so agieren.
Der kooperative Führungsstil
Auch hier ist der Name bezeichnend: Du kooperierst mit Deinen Mitarbeitenden. Genauer heißt das, dass Dein Team sich an allen Entscheidungs- und Arbeitsprozessen aktiv beteiligen kann und soll. Eigenverantwortliches Handeln wird gefördert und im Sinne der Teamdynamik auch gefordert. Die hierarchischen Grenzen verschwimmen – aber nie ganz. Du behältst die Entscheidungsgewalt, falls es Uneinigkeiten gibt.
- Dein ganzes Team weiß um die Relevanz ihrer Arbeitsleistung. Sie fühlen sich gehört, wertgeschätzt und dennoch gefordert. Das motiviert sie. Gleichzeitig wirst Du als Führungskraft entlastet, da Du nicht alle Entscheidungen alleine treffen musst. Durch stetige Involvierung werden Deine Mitarbeitenden zusätzlich immer Verantwortungsbewusster.
- Es besteht das Risiko, dass im Entscheidungsprozess zu viele Stimmen gehört werden und Du Dich als disziplinarische Führungskraft nicht durchsetzen kannst. Das wiederum führt zu Verzögerungen in den respektiven Prozessen.
Nimm Dir kurz Zeit, um in Dich zu horchen, auf welchen der Führungsstile Du als Führungspersönlichkeit intuitiv positiv reagierst.
Zufriedenheit gegen Arbeitskraft
Jetzt kommt der Clou: Wissenschaftler wissen seit den 1980er Jahren, dass das Miteinbeziehen Deiner Mitarbeitenden [in der westlichen Welt] zu erhöhter Arbeitszufriedenheit führt. Und welche Auswirkungen das – abseits auf Deine Teamkultur – auf die Produktivität Deines Teams hat, kennst Du sicherlich von Dir selbst. Ein Arbeitsplatz, zu dem Du gerne gehst, bekommt Deine vollen 100% Leistung. Bist Du im Umkehrschluss unzufrieden, siehst Du auch nicht ein, Dein Alles zu geben. Daher bietet sich gerade in unserem demokratischen Heimatmarkt an, hauptsächlich einen kooperativen Führungsstil zu entwickeln – natürlich auf Deine individuelle Weise. Das ist aber ausdrücklich keine Generalanweisung! Du weißt am besten, welcher Stil zu Dir, Deiner Organisation, Deinem Markt und den Anforderungen an das Team passen.
Warum ist es gerade heute wichtig, diese Haltung einzunehmen?
Stell Dir vor, Du führst autoritär. Wir erinnern uns: Du gibst alle Entscheidungen und Prozesse vor. Mit anderen Worten: Du verkörperst das fixed Mindset. Damit implizierst Du, dass Du jedes Ereignis aus allen Blickwinkeln konstant im Auge und im Griff behalten kannst. Möchtest Du das in der VUCA-Welt wirklich behaupten? Ist es nicht für Dich als Führungskraft auch ein besseres Gefühl, Deine motivierten und starken Teammitglieder anzuhören, ihre Perspektive zu bekommen, Neues zu erfahren und dadurch innovative Wege für eine wiederkehrende Aufgabe zu identifizieren? Gleichzeitig kannst Du Deine eigenverantwortlichen Mitarbeitenden auch zur Verantwortung ziehen, wenn sie ihrer eigene Entscheidung folgen. Es liegt weniger Druck auf Dir als Einzelperson. Das bedingt allerdings auch, dass Du jedes Mitglied als Individuum mit individuellen Zielen und Bedürfnissen begreifst und dahingehend förderst. Du musst dann also flexibel auf stetig neue Situationen reagieren. Wenn Du den Mehrwert für Effizienz, Miteinander und gleichzeitig Dein eigenes Stresslevel erkennst und Dich dem hingibtst, hast Du Dein agiles Mindset geweckt.
Agile Führungskräfte brauchen Werkzeuge
Um jederzeit spontan und dennoch souverän agieren zu können, brauchst Du neben dem richtigen Mindset natürlich auch handfeste Methoden zur agilen Mitarbeiterführung. Wenn Du Führungskraft bist oder bald eine sein möchtest, empfehlen wir Dir unseren Interaktivlehrgang zur Fachkraft für agile Führung (IHK).
Hier lernst Du von Experten aus der Praxis, wie Du ein Umfeld schaffst, in dem alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Gemeinsam machen wir Dich zur agilen Führungskraft, der Deine Mitarbeitenden intrinsisch motiviert folgen wollen. Das alles mit Methoden, die Du ab morgen in Deinen Alltag integrieren kannst, mit jeder Menge Interaktivität und einem einzigartigen Setup zwischen angenehmen Interview und aktivem Lernumfeld. Probiere diesen und alle anderen Interaktivlehrgänge von thekey.academy noch heute kostenlos aus!
Viel Spaß und Herz beim Führen!